Metaller, die auf Brüste starren

Von  //  24. Juli 2011  //  Tagged:  //  Keine Kommentare

Aber das Schlimmste ist, wenn...

Metaller, die auf Brüste starren kracht mitten ins ziemlich kaltnasse Sommerloch 2011 wie eine fette Arschbombe. Der kometenhafte Erfolg der im Mai gestarteten Spaß-Doku kommt selbst für die Macher überraschend. Die wollten eigentlich nur einen Film drehen, der vielleicht mal in einem Kino gezeigt wird. Tja, war wohl nix. Denn inzwischen ist der Film ein Publikumsrenner.

Die beiden Metal-Fans Dmitry April und Thorsten Hänseler besuchen zusammen mit Freunden das allseits bekannte Wacken Festival. Lausige Bilder und launige Kommentare schneiden sie zu einer Mischung aus Mockumentarie und Urlaubsfilm zusammen, in der sie nicht nur selbst mitspielen, sondern auch gelegentlich – stark vom Alkohol gezeichnet – aus der Rolle fallen. Schonungslos wird in Metaller, die auf Brüste starren nicht nur wiederholt der Frage nachgegangen, was das Schlimmste auf dem Festival ist (nach dem Besuch einer Vorstellung wird man es nie wieder vergessen!) sondern auch ohne Rücksicht auf Mensch und Material die Psyche des wahren „Wacken-Fans“ erforscht. Weder unartikuliertes Brüllen als gerne und oft formuliertes Statement, noch der immer bedenklichere Zustand der „Vollkontakt-Journalisten“ April und Hänseler selbst, können deren Eifer dämpfen. Und neben anderen Widrigkeiten, wie dem Regen, dem Dreck, den Dixi-Klos, der 5-Euro-Bratwurst und den drohenden Totalausfällen, gibt es ja zum Glück so circa 75.000 Festivalbesucher, die gerne Auskunft darüber geben, warum sie sich das alles jedes Jahr wieder antun.

Dmitry April und Thorsten Hänseler – mit ihrem ersten Film bereits Deutschlands wohl zur Zeit erfolgreichste Gonzo-Filmemacher – heißen im bürgerlichen Leben ganz anders und auch Bad Offenbach, den Ort an dem angeblich alles begann, sucht man vergeblich auf der Landkarte. Das alleine sollte stutzig machen und deutet darauf hin, daß das Projekt aus dem Hause OKBO (Offener Kanal Bad Offenbach) nicht ganz ironiefrei ist. Mir jedenfalls kommt es vor, wie ein herzhafter Rülpser nach jahrelangem Sodbrennen (verursacht durch die Spaßverwalter im TV und diverse „deutsche Komödien“).
Technisch und stilistisch nur von unwesentlich höherer Qualität als ein besseres Youtube-Video, hat die ganze Schose doch in ihrer entwaffnenden Unverfrorenheit und Anarchie etwas sehr Befreiendes. Wohl bekomms!

Auch in diesem Jahr werden April und Hänseler im August nach Wacken pilgern und Metaller, die auf Brüste starren läuft schon mal als „Wacken Warm-Up“ in diversen Städten. Wo und wann genau steht hier auf facebook und auf der OKBO Webseite > https://okbo.de/

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Über den Autor

Eckhard Heck besitzt eine der umfangreichsten Baustellen-Sammlungen Nordrhein-Westfalens. Unter anderem ist er Autor, Musiker, Maler, Fotograf und Glaubensberater.

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