Just an American Boy

Von  //  18. August 2011  //  Tagged: ,  //  Keine Kommentare

Steve Earle, Just an American Boy
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I’m just an American boy raised on MTV
And I’ve seen all those kids in the soda pop ads
But none of ‚em looked like me
John Walker’s Blues, Steve Earle

Erste Einstellung. Anhaltender Applaus. Eine amerikanische Flagge hinter schmutzigem Schneegestöber. Traurig, um nicht zu sagen elend. Dankbare Antizipation der Dekonstruktion des amerikanischen Traumes. Genau die Einstellung, die man am Anfang einer Dokumentation über Steve Earle sehen will. Böse Überraschung dann, als nach etwa 20 Sekunden ein behäbiger Konzertmitschnitt beginnt.

Ich denke nicht, dass Amos Poe die Absicht hatte Earle zu diskreditieren. Einen Gefallen hat er ihm aber mit Just an American Boy nicht getan. Zunächst einmal lässt sich fragen: Wie kam er überhaupt auf die Idee, einen Film über Steve Earle zu machen, einen der künstlerisch inspirierendsten und menschlich integersten Singer/Songwriter, welche die USA nach der Generation der Protest Barden hervorgebracht hat, in deren Tradition Earle fußt, aber an deren Relevanz man ihn nicht messen kann und darf? Sollte Poe wirklich so unbedarft sein? Hat er nicht bemerkt, dass er hier einen zwar lobenswert moralischen und politischen Menschen portraitiert, ihm aber eine Rolle als Aktivist und Ikone der politischen Linken zuschreibt, die einfach ein paar Nummern zu groß ist?

Symptomatisch sind einige Einstellungen, die während eines Open-Air-Konzertes entstanden. Mehr oder weniger gelangweilte Zuhörer lümmeln sich auf dem Rasen eines ausgedehnten Freigeländes. Unseren täglichen Protestsong gib uns heute. Da geht sehr wenig. Die Ansammlung war vermutlich das Beste, was Poe bekommen konnte. Aber muss ich mir das deswegen ansehen?
In anderen Szene erleben wir einen abgespannten und genervten Steve Earle bei den Proben. Musikeralltag, den zu entmystifizieren in jedem beliebigen Proberaum zwischen Heinsberg und New Brunswick möglich wäre.

Die ideologische Mitte des Films ist der Song John Walker’s Blues, der von John Walker Lindh handelt, einem Amerikaner muslimischen Glaubens, der in Afghanistan auf der Seite der Taliban kämpfte. Im Dezember 2001 wurde er dort während der amerikanischen Offensive verhaftet und in die USA deportiert. Earle verarbeitet das 2003 auf dem Album Jerusalem, was ihm harsche Kritik aus den konservativen Reihen einbringt. Er sieht sich daraufhin genötigt, seine Auffassung der amerikanischen Verfassung und des Rechts auf freie Meinungsäußerung öffentlich zu verteidigen. Der Film deutet das alles an, schafft es aber nicht, die Kontroverse physisch spürbar zu machen, und rückt allzuschnell wieder vom eigentlich doch zentralen und immerhin titelstiftenden Thema ab.

Ein Gutteil von Just an American Boy besteht aus Konzertmitschnitten – und die gehen zu 90% in die Hose. Vieles ist aus der Perspektive des Konzertbesuchers gefilmt. Meist vom seitlichen Bühnenrand aus. Absichtlich oder unabsichtlich verwackelte, lange Einstellungen, die darauf lauern, dass etwas Magisches passiert. Aber Earle ist nun mal ein ziemlich bewegungsfeindlicher und uncharismatischer Performer. Ihn aus 20 Meter Entfernung abzufilmen macht aus einem leicht übergewichtigen Texaner beileibe keinen ansehnlichen Act (Die einzige Band bei der das funktioniert sind ZZ-Top. Aber die haben das geübt). Die Kamera hält den Betrachter auf unüberbrückbarer Distanz. Der bemitleidenswert schlechte Sound tut sein Übriges und raubt den Takes auch noch die letzte Energie. Technische Unzulänglichkeit mag bei The Blank Generation genau das richtige Mittel gewesen sein. Hier gehts das nach hinten los.

Knüppeldick kommt es, wenn Poe beginnt sich mit seinem eigenen Material zu langweilen und wahlweise direkt in der Szene wild herum-zoomt, oder – inhaltlich vollkommen unmotiviert – in der Post-Production mit Effekten herumspielt. Der Versuch so etwas wie Eigenwilligkeit zu etablieren, verliert sich in Beliebigkeit. Man könnte dazu auch sagen: Einfach nicht gekonnt. Es ist so schlimm, wie ich sage.

Just An american Boy bietet über das Gesagte hinaus spärlich eingestreute Interviews, u.a. mit Nora Guthrie, Woody Guthries Tochter, und weiteren nicht so richtig wichtigen Zeitgenossen, von denen wir vermutlich nie wieder hören werden. Gelungene Ansätze muss man suchen. Ein unfreiwillig komischer Spielzeug-Soldat in einer Backstage-Sequenz, der God Bless America intoniert, was Earle mit einem lakonischen „Sieg Heil“ kommentiert. Eine witzige, wenn auch unangenehm distanzlose Szene vor einem Diner, in der Steve Earle, der naiv genug ist sich beim Essen filmen zu lassen, vom Bassisten der Band verarscht wird. Ich gebe zu, das hat mich auch persönlich getroffen. Trotzdem eine der wenigen erwähnenswerten Szenen des Films.

Fazit: Bis auf die ersten 20 Sekunden „Not necessarily recommended“.

USA 2003, Regie: Amos Poe


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Über den Autor

Eckhard Heck besitzt eine der umfangreichsten Baustellen-Sammlungen Nordrhein-Westfalens. Unter anderem ist er Autor, Musiker, Maler, Fotograf und Glaubensberater.

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