The Hunting Party
Von Eckhard Heck // 9. September 2012 // Tagged: featured, Western // Keine Kommentare
Einer von nur drei Filmen, die der Regisseur Don Medford fürs Kino gemacht hat. Fürs Fernsehen hat er hingegen immerhin mehr als 75 Serien (unter anderem 26 Folgen von Der Denver-Clan) realisiert. The Hunting Party ist ein typischer Spätwestern: Rau, blutdurchtränkt und mit einem unversöhnlichen Ende (zu dem allerdings später noch etwas zu sagen sein wird und das ich hier auch spoilern werde). Es wird ausgiebig gemordet, vergewaltigt und gedemütigt. Allen voran geht es Melissa Ruger (Candice Bergen) an den Kragen. Sie wird gleich in der zweiten Szene von ihrem Mann Brandt Ruger (Gene Hackman) zum Sex gezwungen und kurz darauf höchst unsanft von dem Schurken Frank Calder (Oliver Reed) und dessen Bande entführt. Die Nachricht von der Aktion erreicht Ruger, der daraufhin umgehend eine Jagdgesellschaft zur Menschenjagd-Gesellschaft deklariert und einige Geschäftsfreunde für seinen Rachefeldzug gegen Calder einspannt. Der perfide und feige Plan ist, die Gauner vor sich herzutreiben und einen nach dem anderen aus großer Distanz zu erschießen, denn man verfügt über modernste Waffen mit phänomenaler Reichweite. Was zu Beginn zum Entzücken der Jäger – und zum Schrecken der Gejagten – vorzüglich funktioniert, scheitert zuletzt am Stolz von Ruger, dem nicht entgeht, dass seine Frau inzwischen einen weichen Punkt für Calder entwickelt hat. Da erscheint ihm doch eine Hinrichtung, Auge in Auge mit den Delinquenten, als die probatere Lösung als schnödes Sniping aus dem sicheren Hinterhalt. Da einige seiner Mitstreiter diesen Standpunkt nicht nachvollziehen können, und auf der anderen Seite auch Frank Calders Motive sich immer mehr als rein persönliche entpuppen, dezimiert sich die Zahl der Beteiligten auf die ein oder andere Weise in beiden Lagern kontinuierlich. Einem finalen Showdown à trois steht schließlich nichts mehr im Wege. Ruger verfolgt Frank und Melissa bis an den Arsch der Hölle (respektive einer Wüste, aus der es kein Zurück mehr gibt) und mäht sie dort ziemlich spektakulär nieder. Dann legt er sich zum Sterben daneben.
Wie sehr hätte ich ihnen ein glücklicheres, oder wenigstens dramatischeres Ende gewünscht, dem raubeinigen aber aufrichtigen Frank und der eigentlich so tugendhaften, aber zwischenzeitlich mit Blut getauften Melissa. Nach Kalifornien wollten sie, um dort Apfelbäumchen zu pflanzen. Aber nein, es hat nicht sollen sein. Der durch und durch bösartige Brandt triumphiert, auch, wenn er dabei selbst zu Grunde geht. Aber was stört mich daran eigentlich? Gibt es etwas dramatischeres, als den Tod? Und sagte ich nicht, das es sich um einen Spätwestern handelt? Impliziert das nicht auch, dass der Film selbstverständlich nicht den klassischen Mustern und schon gar nicht meinen romantischen Ansichten folgen muss? The Hunting Party ist ein präzise aufgebauter, spannender (Achtung: Wortneuschöpfung) Deep Western, weil er sich gar nicht lange mit Erklärungen aufhält. Die Konstellation ist ebenso einfach wie eindeutig und sie kommt ohne jeden moralisch-ethischen Überhang aus. Medford kann sich also voll darauf konzentrieren die Figuren zu entwickeln und zum Schlechtesten, bzw. Besten zu treiben, was aus ihnen herauszuholen ist. Ein toller Einfall diesbezüglich ist der, Brandt Ruger nach einem Scharmützel an einer Wasserstelle die Toten der Gegenpartei wie Jagdtrophäen in einer sauberen Reihe ablegen zu lassen. Das bringt selbst einen der Gefährten des Hassgetriebenen zum Kotzen. Nebenbei gesagt überzeugt Gene Hackman durchweg mit seiner Darstellung des sadistischen Brandt Ruger. So weit, also bis zu den letzten Szenen, ist alles gut. Die Dramatik ist auf dem Höhepunkt. Aber daraus zieht das Drehbuch keinerlei Profit. Und plötzlich geht alles schief. Der Film wurschtelt sich mühsam und durch etliche Sentimentalitäten hindurch zu einem befremdlichen Ende hin, das zwar schön anzusehen, aber in keiner Hinsicht berührend ist. Ganz abgesehen vom vergeigten Ende: Ich will keinesfalls in einem Western einen weinenden Oliver Reed sehen. Auch nicht, wenn einer, der seinen schwer verwundeten Freund erschießen muss, um ihn von seinen Qualen zu erlösen, weiß Gott allen Grund hat traurig zu sein.
Trotz der Nickligkeiten, die ich hier auspacke, ist The Hunting Party unbedingt sehenswert. Wunderbar spartanisch, dreckig, großartig besetzt und ein würdiger – und vielleicht sogar ein wenig übersehener – Vertreter des Genres.
The Hunting Party / Leise weht der Wind des Todes / USA 1971, Regie: Don Medford
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