DVD: Sharknado

Von  //  9. November 2013  //  Tagged: , , ,  //  1 Kommentar

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Mittlerweile 7, 8 Jahre ist es her, da avancierte ein Film namens SNAKES ON A PLANE zum Internetphänomen. Auf etlichen Webseiten konnte man damals Vorberichte lesen, Fans diskutierten in Foren lange vor dem Kinostart die sich bietenden Sequel-Möglichkeiten und kreierten eigene Parodien. Ein professioneller Nachzieher mit dem Titel SNAKES ON A TRAIN ließ ebenfalls nicht lange auf sich warten.  Er stammte von The Asylum, einer in Kalifornien ansässigen, unabhängigen Produktionsfirma, die sich nach zahlreichen gescheiterten Versuchen, mit kleinen B-Movie-Produktionen den florierenden DVD-Markt zu erobern, auf freche Kopien großer Hollywood-Erfolgsfilme spezialisierten, die sie teilweise noch vor dem Original veröffentlichten, um so vom Hype – und der Orientierungslosigkeit der Käufer –  zu profitieren. So enstanden Filme wie TRANSMORPHERS, ABRAHAM LINCOLN VS. ZOMBIES, BATTLE OF LOS ANGELES, PARANORMAL ENTITY, 100 MILLION BC oder AVH: ALIEN VS. HUNTER. Ein Begriff für die nach dieser cleveren Masche fließbandartig produzierten Filme war schnell gefunden: „Mockbuster“. Mit SHARKNADO haben The Asylum nun ein eigenes Internetphänomen und ein erfolgreiches Original geschaffen, das in Umkehrung der bisherigen Verwertungskette möglicherweise bald schon die großen Studios zur Nachahmung inspirieren wird: Nach marketingtechnisch clever lanciertem Titel- und  Plakatentwurf avancierte SHARKNADO zum Must-See der Trash- und Exploitationfilm-Gemeinde und zum Kultfilm in spe. Der Name The Asylum, vorher nur unerschrockenen Genrefans oder sich von den Mockbustern verprellt fühlenden Amazonkunden (man lese zur eigenen Belustigung ihre erbosten Bewertungen) geläufig, war plötzlich in aller Munde.

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Wer Wind sät, wird fliegende Haie ernten …

 Wie das mit Erfolgsgeschichten so ist, rufen sie Kritiker und Neider auf den Plan. Ließen sich The Asylum bisher gut ignorieren, als cineastisch weitestgehend uninteressantes Kuriosum kommerziellen Filmschaffens abheften, so änderte sich das mit dem Einzug des Namens in den sogenannten medialen Mainstream. Mit SHARKNADO wurden The Asylum plötzlich zum ideologischen Streit- und Sündenfall. Ihr Geschäftsmodell, das den Irrtum des arglosen Käufers miteinkalkuliert, musste man vorher nicht gutheißen, mit dem finanziellen Quantensprung, den der Erfolg von SHARKNADO bedeutet, ließ er sich für den Idealisten nun endgültig nicht mehr ertragen. Der Vorwurf, lieblose hingerotzte Massenware unter dem Deckmantel des offensiven Exploitation-Schrotts anzubieten, entbehrt aus ästhetischer Sicht sicher nicht einer gewissen Gültigkeit: Filmische Gaumenfreuden sollte man von einem Asylum-Film nicht unbedingt erwarten, technisch bleiben die Mockbuster mit ihren schlampigen CGI-Effekten sowohl weit hinter den Möglichkeiten auch des Independent-Films als auch hinter den Versprechungen ihrer grellbunten Cover-Artworks zurück. Noch schwerer wiegt indessen das Vergehen, dass Asylum angeblich „absichtlichen“ Trash produzierten, sich gegen Kritik an der Unzulänglichkeit ihrer Werke gewissermaßen immunisierten: Niemand konnte hinter dem Titel SHARKNADO schließlich einen ernsten oder gar guten Film erwarten. Zu Trash, so lautet die hinter dieser Kritik steckende Devise, gehört ein gewisses Maß an Unschuld, sonst hat man es mit blankem Zynismus zu tun. The Asylum produzieren Filme nicht aus einem „künstlerischen“ Bedürfnis heraus, sondern aus einem rein kaufmännischen Interesse. Sie bedienen ein Marktsegment, dessen Existenz per se fragwürdig ist. Die Gretchenfrage lautet: Darf man den Menschen wirklich alles verkaufen, was sie haben wollen?

Diese Kritik ist keinesfalls haltlos und kann gute Argumente für sich vorbringen. Sie verkennt nur eins: Filmische Exploitation war schon immer – wie der Name ja schon sagt – ein überaus zynisches Geschäft. Fast alle Produzenten, die sich auf diesem Feld betätigten, taten das aus kommerziellen Erwägungen. Die Strategien, ihre Produkte an den Mann zu bringen, sind bekannt: Kein noch so abgeschmacktes Thema war jemals zu blöd oder zu schäbig, um damit an den Sensationalismus der Menschen zu appellieren, kein Vorwand zu durchschaubar, um damit nicht nacktes Fleisch oder Gewalt auf die Leinwand zu hieven. Es wurden reißerische Titel erdacht und fetzige Plakate entworfen, die dann erst im zweiten Schritt eine „Verfilmung“ erfuhren, weil man sie für erfolgsträchtig hielt. In irgendwelchen Archiven verstaubende Filme wurden aufgekauft, neu betitelt und mit Fremdmaterial aufgepeppt, um sie auf den Markt zu werfen. Filme wurden nach Misserfolg umgeschnitten, mit falschen Trailern beworben und unter neuem Namen versehen, um sie ein zweites Mal mit mehr Erfolg zu veröffentlichen. Billige Rip-offs wurden gedreht oder hoffnungslose Rohrkrepierer durch eilig nachgedrehtes Füllmaterial an einen beliebigen aktuellen Erfolgsfilm angelehnt. Material völlig unterschiedlicher Filme wurde zu einem neuen vermengt, ein vergreister Hollywoodstar kurz durch die Kulissen gescheucht, um seinen Namen dick aufs Plakat setzen zu können. Die fragwürdigen Methoden sind Legion und die von The Asylum unterscheiden sich nicht wesentlich von diesen.

Was sich geändert hat, ist der Markt, auf den sie ihre Filme werfen und der deutlich ausdifferenzierter als noch vor 40 Jahren ist: Die Baddie-Kultur, also die Begeisterung für „schlechte“ Filme, hat sich wahrscheinlich erst in den Neunzigerjahren ausgebildet. Ihre Entstehung ging einher mit dem Heranwachsen der Video-Generation, der Verbreitung des Internets, in dem sie sich austoben konnte, und dem damit einhergehenden stetig anwachsenden Filmwissen sowie der Verfügbarmachung vergessener Filme, für die sich zuvor nie wirklich jemand interessiert hatte. Diese Baddie-Kultur wird ihrerseits von idealistischen Filmfreunden kritisch beäugt (auch von mir, by the way): Es ist immer einfach, sich über einen vermeintlich „billigen“ Film lustig zu machen, anstatt seine Werte zu erkennen. Mit der So-bad-it’s-good-Philosophie öffnet man gewissermaßen der Gleichmacherei und dem identitätslosen Professionalismus Tür und Tor, weil das „Andere“ – also das sich vom Hollywood-Einheitsbrei unterscheidende – in einer Kurzschlussreaktion als das „Schlechte“ gebrandmarkt wird, anstatt seine Schönheit und in einem nächsten Schritt die Willkürlichkeit etablierter filmischer Standards zu erkennen. Im besten Fall bewirken „Baddies“ eine Kontingenzerfahrung: Film könnte auch ganz anders sein.

The answer, my friend, is blowing in the wind und lautet: Sharks!

The answer, my friend, is blowing in the wind und lautet: Sharks!

Und da komme ich dann auch wieder zu The Asylum und SHARKNADO, denn sie beide leisten dies. Mag sein, dass vom Titel SHARKNADO vor allem Schaulustige, Katastrophentouristen angezogen werden und werden sollen. Aber man kann eigentlich nicht behaupten, dass sich The Asylum diesen Menschen anbiedern würden. Eigentlich machen sie es dem geneigten Zuseher sogar deutlich leichter, ihre Filme rundheraus abzulehnen, als sie gut zu finden. Was an SHARKNADO und eigentlich an allen Asylum-Mockbustern, die ich gesehen habe, auffällt, ist wie außerordentlich straightfaced sie ihr chaotisches Programm abspulen. Wer SHARKNADO sieht, muss nicht zwangsläufig auf den Gedanken kommen, dass seine Macher die Idee eines Haie herumwirbelnden Tornados für besonders witzig oder absurd hielten. Regisseur Anthony C. Ferrante tut sein Allerbestes, nicht den Verdacht aufkommen zu lassen, er habe es nicht ernst gemeint. Selbst die offenkundigen Gags und die unvermeidlichen In-Jokes und Referenzen werden noch mit einem gewissen Understatement serviert. Wenn eine Figur spät im Film in Anlehnung an den wohl berühmtesten Satz aus Steven Spielbergs DER WEISSE HAI mutmaßt „We gonna need a bigger heli“, so deutet nichts in der Inszenierung darauf hin, dass dies mehr als eine gewöhnliche Dialogzeile sein könnte. Kein Vergleich zu der gemeinen Splatterkomödie etwa, die alle sich bietenden Stilmittel nutzt, um das in der zwischenmenschlichen Kommunikation übliche Augenzwinkern filmisch nachzuahmen und damit die Filmversiertheit der Macher und der Nerds vor der Leinwand zu promoten.

Ferrante bemüht sich hingegen, seine Geschichte um einen Orkan, der die Haie mit seinen Springfluten aus dem Ozean auf die Straßen L.A.s bugsiert, und einen anschließenden Tornado, der sie von dort aus in die Luft wirbelt und zu gefräßigen Geschossen macht, so plausibel wie möglich zu erzählen. Keinesfalls verlässt er sich auf die nackte Wirksamkeit seiner kuriosen Idee, er erzählt eine Geschichte. Es gibt ein Protagonistengespann, das einem tatsächlich sympathisch ist (unter anderen wirken Ex-BEVERLY HILLS 90201-Star Ian Ziering und Tara Reid mit), sowie eine funktionierende Spannungsdramaturgie. Was zum durchschlagenden Monsterfilmerfolg eindeutig fehlt, sind die gelungenen Effekte: Man wünschte sich, nur etwas mehr Sorgfalt wäre in die Programmierung der Haie gegangen, die über weite Strecken wirklich berückend schlampig aussehen und für sich genommen gelungene Szenen ihrer Wirkung berauben. Aber auch das ist ja ein Charakteristikum von Exploitation: Man muss an mancher Stelle Einbußen in Kauf nehmen, um dafür an anderer Stelle belohnt und „bedient“ zu werden. Etwa am Ende, wenn sich Mann mit Kettensäge gegen fliegenden Hai stellt. So viel ist sicher: Einen Film über einen Haie herumwirbelnden Tornado hätte niemand sonst gedreht. Und ich bin froh, dass Asylum sich dieser bislang sträflichst vernachlässigten Aufgabe gestellt haben.

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When the sharks keep blowing in

Dass mir SHARKNADO bestens gemundet hat, muss ich nicht erwähnen: Ich bin AsylumEnthusiast und freue mich, dass es eine Produktionsgesellschaft gibt, für die keine Idee zu beknackt ist. In meinen Augen führt David Michael Latts Filmschmiede das Erbe von Roger Cormans New World Pictures weiter. Klar, die Filme sehen heute anders aus, aber das gilt ja für alle Bereiche des kommerziellen Filmschaffens. Wahrscheinlich wird Anthony C. Ferrante nach SHARKNADO nicht unbedingt Hollywood erobern, so wie Jonathan Demme, Joe Dante, Martin Scorsese oder etliche andere Schüler Cormans das in den Achtzigern nach absolvierter Meisterprüfung taten. Provokante, politische Meisterwerke wie CAGED HEAT sind von Asylum ebenfalls eher nicht zu erwarten. Aber eine bunte, sympathische und trotz des Kopiencharakters absolut eigenständige Alternative zum Hollywood-Eventkino-Einerlei, mit seinen zu Tode durchoptimierten und oft grausam leblosen Franchises bieten The Asylum in jedem Fall.

Sharknado (Anthony C. Ferrante, USA 2013)

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Lebt in Düsseldorf, schaut Filme und schreibt drüber.

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