Don’t shoot!

Von  //  23. Dezember 2014  //  Tagged: , ,  //  Keine Kommentare

Die Wahrheit ist nicht mein Job
Apartheid mit menschlichem Antlitz

Von 1975 bis 2012 hatte Riaan Cruywagen das südafrikanische „face of information”. Er bot der Apartheid ein menschliches Antlitz. Jeden Abend las Riaan in einem Studio der South African Broadcasting Corporation (SABC) Nachrichten auf Afrikaans vor. „Don’t Shoot!” dokumentiert eine Existenz in den Fängen des Scheins. „Die Wahrheit ist nicht mein Job”, erklärt der Sprecher. „Ich präsentiere nur”, angeblich ohne zu begreifen, dass diese Präsentation Repräsentation der Apartheid bedeutete. „Ich bin ein Medium”, verkündet er. Genau so könnte er behaupten, die Botschaft zu sein. Doch das begreift er nicht. Den politischen Wandel begleitete Riaan mit staatstragender Stimme. Er meldete Mandelas Freilassung, bald teilte er das Studio mit einer schwarzen Kollegin. Er las einfach immer weiter vom Zettel ab. Die Dokumentaristen scheinen von ihrem Kaninchen fasziniert. Sie wirken wie hypnotisierte Schlangen. Es habe zu SABC keine Alternative gegeben und er sei nun einmal nichts als ein Sprecher, erinnert sich Riaan ungerührt. Man lässt ihn aussprechen, niemand legt es darauf an, Riaan in Widersprüche zu verwickeln. Die Fragen werden träge über den Tresen der Differenz geschoben. Von den Antworten tropft TV-Schminke. Nicht, dass Riaan in Schweiß geraten würde, er ist ein Mustermann der Akzeptanz, eine vereinigende Kraft und ein lebendes Denkmal.

Doku, Südafrika 2007, Regie: Lucilla Blankenberg

Das Ballhaus Naunynstraße zeigt im Rahmen von „We are tomorrow“ und unter dem Titel „Beyond the maps“ bis zum 26. Februar jeden Sonntag um 15 Uhr Filme zum Thema Berliner Konferenz bzw. Kolonialgeschichte.

https://www.ballhausnaunynstrasse.de/

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