Verbotene Liebe, Folge 1: Rinnt durchs Hirn wie Sand durch Finger

Von  //  7. Februar 2011  //  Tagged:  //  2 Kommentare

Das Schloss derer von Lahnstein, Königsbrunn, liegt wie das der Guttenbergs in einem bewaldeten Tal. Die Menschen, die dort wohnen, sind oft heillos zerstritten. Dennoch bleiben sie zusammen, weil jeder denkt: Soll der andere doch ausziehen. Ich verteidige mein Recht auf diesen Platz, hallo?

Es ist angenehm zwecklos, sich an die absurden Verwicklungen ihrer Vorgeschichten erinnern zu wollen. Sie haben alle viel durchgemacht und verschuldet, aber das Leben geht weiter, ein Ereignis löscht das andere. Was zur Begründung der aktuellen Handlung bleiben soll, wird freundlicherweise von den Akteuren immer wieder angesprochen. Das andere kann weg. Schwamm drüber, dass Sebastian von Lahnstein ohne Erklärung auf einmal durch einen völlig anderen Schauspieler dargestellt wurde – über Nacht wurde so aus einem lässigen, stylishen Frauenschwarm ein verspannter, angepasster Wadenbeißer. Kein Wort wurde darüber verloren. Selbst seine Frau Lydia nahm es anstandslos hin. Schwamm auch über die unüberschaubar vielen einst so wichtigen Verwandten, die jetzt in Griechenland, Neuseeland, Shanghai, New York wohnen, kaum mehr erwähnt werden, nie mehr zu Besuch kommen. Und welche Jahreszeit haben wir jetzt eigentlich? Wie kommt es, dass zu Weihnachten noch Blätter an den Bäumen sind? Ist es, weil immer wieder die Ausstrahlung verschoben wird, weil ein wichtiges Sportereignis den Sendeplatz beansprucht? Die Zeiten gehen durcheinander, die Menschen gehen ineinander über, sie tauchen auf, verschwinden, Schwamm über alles, Schwamm, Schwamm, Schwamm. Silvia Szymanski

Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Aber lesen Sie die nächste Folge in der nächsten Woche



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Über den Autor

Silvia Szymanski, geb. 1958 in Merkstein, war Sängerin/Songwriterin der Band "The Me-Janes" und veröffentlichte 1997 ihren Debutroman "Chemische Reinigung". Weitere Romane, Storys und Artikel folgten.

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2 Kommentare zu "Verbotene Liebe, Folge 1: Rinnt durchs Hirn wie Sand durch Finger"

  1. Marco Siedelmann 19. Februar 2011 um 17:14 Uhr · Antworten

    Schön gesagt von Frau Suk. Kann mich ganz gut reinversetzen, da Sitcoms auf mich einen ähnlichen Effekt haben und schon immer hatten. Dieses anheimelnde Gefühl von Geborgenheit, das einem die künstlichen, deutlich als solche erkennbaren, Kulissen bereiten.

    Brillant vor allem der letzte Satz, auf den Punkt. Freu mich auf Folge 2!

  2. Frau Suk 18. Februar 2011 um 18:31 Uhr · Antworten

    Liebe Silvia,

    eigentlich möchte ich ja Deinen wunderbaren Einleitungstext zur „Verbotene Liebe“-Rubrik kommentieren, aber die Seite lässt mich irgendwie nicht. Schwamm drüber, schreib ich es halt hier rein.

    Wenn ich Deinen Text lese, fühle ich mich wie im Kurzurlaub. Entspannt sitze ich im Liegestuhl und betrachte lethargisch die Fäden, an denen der Sommertag sich träge in eine unbestimmte Richtung zieht. Ich glaube nicht, dass das Schauen der Serie bei mir den gleichen Effekt hätte.

    Lieben Gruß
    Frau Suk

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