DVD: Stalags – Pornografie und Holocaust

Von  //  21. März 2011  //  Tagged: , ,  //  1 Kommentar

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Stalags (der Begriff leitet sich von „Stammlager“ ab) waren pornographische Groschenhefte die von der ersten Veröffentlichung bis zum staatlichen Verbot offiziell für nur etwa zwei Jahre (1961 – 1962) in Israel existierten. Etwa 80.000 Exemplare wurden in dieser Zeit in Umlauf gebracht (und gelesen). Die Autoren der Stalags waren Israelis, deren Eltern den Holocaust erlebt und überlebt hatten. Unter englisch/amerikanisch klingenden Pseudonymen schrieben sie bewusst im Stil übersetzter Tatsachenberichte. Die Geschichten der Stalags handelten zunächst von amerikanischen oder englischen Fliegern, die über Deutschland abgeschossen und in Lagern interniert wurden. Dort wurden Sie von SS-OffizierInnen mit explizit sexueller Konnotation erniedrigt und gefoltert, bis sie sich – wiederum durch die gleichen Gewaltakte – befreien konnten. In kurzer Zeit entwickelten sich die Inhalte der Stalags zu immer expliziterem Format und es bildeten sich Sub-Genres.

„Pornografie und Holocaust“ von Ari Libsker, beschäftigt sich – unter anderem – mit dieser speziellen Ausprägung jüdischer Literatur und liegt seit 11. März als DVD vor. Für einige Rezensenten eine willkommene Gelegenheit mal wieder von der „schwierigen Erinnerungskultur“ zu faseln. Wieder einmal wird geflissentlich Nabelschau betrieben, denn wir (deutsche) haben ja ein Abonnement auf das Thema Faschismus und sind geschichtlich zur Kondolenz verpflichtet. Hallo? Dies ist eine Dokumentation über ein israelisches Literatur- und Kulturphänomen. Wenigstens das sollte zunächst zur Kenntnis genommen werden. Es ist gerade der Verdienst des Films sehr unaufgeregt und ganz und gar nicht „schwierig“ mit einigen Clichés aufzuräumen und mit den Stalag-Heftchen als Ausgangspunkt zu untersuchen, mit welcher Ambivalenz das Thema Sex und Faschismus in Israel damals und heute präsent war und ist.
Im übrigen: Auch wenn es verlockend ist seinen Senf zur Holocaust-Diskussion beizutragen, und auch wenn es Libsker natürlich um die gesellschaftliche Relevanz des Themas geht, andererseits aber in etlichen Rezensionen auf die filmischen Nachkömmlinge vom Schlage der Sadiconazista bis zu „Inglourious Basterds“ abgehoben wird, dann sollten doch bitte auch die Stalags zu aller erst einmal als Form der Unterhaltung (good or bad, as it may be) betrachtet werden – womit sich der scheinbare Widerspruch von Pornografie und Holocaust praktisch auch schon von selbst erledigt.

Ausgehend von der Spurensuche nach den Stalags und ihren Verfassern, spannt die Dokumentation einen weiten Bogen von der Rezeption und Wirkung der ersten Hefte, über den Zusammenhang mit dem zeitgleich (1961) in Israel stattfindenden Prozess gegen Adolf Eichmann und der weiteren Entwicklung der Stalags bis zum Verbot (1962) der Ausgabe „Ich war Oberst Schultzes Hündin“.
Libsker beschränkt sich in seiner Betrachtung der tatsächlichen oder angeblichen Sachverhalte aber nicht nur auf deren literarische Verarbeitung in Form der Stalags. Ein großer Teil der Dokumentation widmet sich dem Einfluss des Autors Jechiel Feiner-Dinur (K.Zetnik) und stellt bemerkenswerte Zusammenhänge zu den Stalags her. Trotz Feiner-Dinurs nicht unumstrittener Rolle als Chronist des Holocaust, bilden seine Werke bis heute den offiziellen Kanon der israelischen Wahrnehmung des Holocaust, wohingegen die Stalags verboten und praktisch vergessen wurden.

„Pornografie und Holocaust“ ist ein mehr als willkommener Beitrag, der sowohl sein Kernthema als auch nahe liegende Randerscheinungen wie Zensur und Meinungs-Monopolismus (od. vice versa Meinungs-Pluralismus) auf so noch nicht gesehene Weise vor seinem sehr spezifischen Hintergrund behandelt.

Pornografie und Holocaust, Israel 2008, Regie: Ari Libsker

Webseite von Ari Libsker > https://www.stalags.com/
Film auf der Webseite des Verleihs > https://www.neuevisionen.de/shopping/product_info.php?products_id=285

Mehr oder weniger lesenswerte Beiträge zum Film
https://www.taz.de/1/leben/film/artikel/1/die-inszenierung-der-gewalt/ (TAZ, 29.12.2010)
https://www.spiegel.de/kultur/kino/0,1518,737208,00.html (Der Spiegel, 30.12.2010)
https://www.critic.de/film/pornografie-holocaust-2464/ (critc.de)


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Über den Autor

Eckhard Heck besitzt eine der umfangreichsten Baustellen-Sammlungen Nordrhein-Westfalens. Unter anderem ist er Autor, Musiker, Maler, Fotograf und Glaubensberater.

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Ein Kommentar zu "DVD: Stalags – Pornografie und Holocaust"

  1. Frau Suk 23. März 2011 um 00:18 Uhr · Antworten

    Sehr guter Artikel, Ecki. Die Existenz dieser Hefte war bis eben von meinem blinden Fleck verdeckt.

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