Verbotene Liebe, Folge 4: Maria und ich

Von  //  10. März 2011  //  Tagged:  //  1 Kommentar

Seit einiger Zeit hört man bei VL immer zu Anfang und Ende einen kleinen, inneren Monolog der Hauptfigur als „Voice Over“ über den Bildern und erfährt so, was sie im Innersten antreibt. Das lässt sie reifer wirken, gefasst, von sich selbst gesteuert. Es bringt sie einem näher und beweist, diese Figuren sind fähig, ihre Konflikte zu analysieren, ihr künftiges Handeln zu erwägen. Und doch sind sie sich oft selber dunkle Personen und Rätsel, wie Steffi Graf es einmal sagte über sich.

Eine der dunklen Personen der Verbotenen Liebe war bis vor kurzem Maria, Ansgars Mutter. Sie hatte sich aus einem schwülstig-altmodischen Thriller in die neokonservative Welt der Lahnsteins verirrt – „Rebecca“, „Wiegenlied für eine Leiche“ u. ä. winkten rüber.

Ich sah Maria immer mit einer gewissen Scham, da ich fürchtete, ihr zu ähneln: das zu scharf gezeichnete Profil, die nervös-gezierte Kopfhaltung, der manchmal jähe, wie gehetzte Blick, die unsportliche Schlankheit, das lockere, quasi zu gar gekochte, fast von den Knochen fallende Fleisch… wie auch Gudrun Landgrebe, mit der mich Wohlwollende manchmal vergleichen. Jedenfalls haben wir drei eine ähnliche Art, zu altern. Wie sogenannte Südstaaten-„Schönheiten“ in Tennessee-Williams-Stücken, die eine rätselhafte, innere emotionale Spannung an den Rand des Wahnsinns oder drüber treibt.

Bei Maria gipfelte es darin, dass sie sich in die Illusion hineinsteigerte, ihr Quasi-Schwager Ludwig liebe sie und wolle sie heiraten, nur weil er öfter mal freundschaftlich-galant mit ihr geschlafen hatte. Am Ende ließ sie sich ein peinlich romantisches Hochzeitskleid schneidern und rauschte ihm darin die Treppe runter ohnmächtig in die Arme. Nun ist sie in der Anstalt, nachdem sie auf seine erschrockene Zurückweisung hin versucht hatte, Schloss Schönbrunn in Brand zu setzen. Ihre Millionen aber fielen ihrem Sohn Ansgar zu, der nun die  bedeutende Lahnstein-Bank zurückkaufen und seine Familie aus der Unternehmensspitze wegbeißen will.

Versessen auf die Millionen ist aber auch die kalt-leidenschaftliche Tanja, von der sich Ansgar gerade scheiden lässt. Um einen Verbündeten gegen ihren Ex zu haben, schläft Tanja lieblos mit Sebastian, dem Ex von Lydia, die wiederum jetzt mit Ansgar zusammen ist. Beide Frauen sind inzwischen völlig schwanger von dem Durcheinander. Oh, arme Kinder zwischen den Mühlrädern der Verbotenen Liebe! Am nächsten Donnerstag widme ich ihnen meine neue Folge bei Hard Sensations.

 

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Über den Autor

Silvia Szymanski, geb. 1958 in Merkstein, war Sängerin/Songwriterin der Band "The Me-Janes" und veröffentlichte 1997 ihren Debutroman "Chemische Reinigung". Weitere Romane, Storys und Artikel folgten.

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Ein Kommentar zu "Verbotene Liebe, Folge 4: Maria und ich"

  1. Alex Klotz 10. März 2011 um 18:25 Uhr · Antworten

    Ah, „Wiegenlied für eine Leiche“…den kann ich auch immer wieder kucken.

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