Angriff der Monsterkraken – Teil 1

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Als der domestizierte Aquariumskrake Paul (es heißt tatsächlich „der Krake“) ist tatsächlich2010 vollmundig zum „Orakel“ ernannt wurde, weil er angeblich die Sieger einiger Begegnungen der Fußball-WM „voraussagen“ konnte, da war das ein schwerer Rückschlag für die Bemühung einer ganzen Spezies, ihren in längst vergangenen Zeiten bestehenden Ruf als Seeungeheuer zurückzuerlangen. Ein Bemühen, das schon in den Jahrzehnten zuvor immer wieder durch eher mäßig erfolgreiche Versuche, den Kraken zum Star diverser Monsterfilme zu machen, torpediert worden war. Haben sich Haie, Krokodile und Alligatoren, Spinnen, Piranhas und Riesenschlangen als Protagonisten des Tierhorror- und Monsterfilms verdientermaßen etabliert und darf jedes dieser Biester wenigstens einen Film aufweisen, der auch ohne Mitleid und Wohlwollen als „gut“ bezeichnet werden kann, denkt der amorph-gilbberige Sack mit den acht besaugnapften Armen und den zombieesken Glubschaugen immer noch voller Wehmut an Richard Fleischers herrlichen 20.000 MEILEN UNTER DEM MEER zurück, als ihm eine goldene Zukunft als Filmmonster bevorzustehen schien. Zwar gibt es neben diesem Klassiker des Abenteurfilms immerhin noch Robert Gordons DAS GRAUEN AUS DER TIEFE, der von traumhaften Harryhausen-Effekten geadelt wird, sonst aber eher biedere Fünfzigerjahre-Monsterkost darstellt (später mehr dazu), sowie Stephen Sommers‘ OCTALUS, der vielleicht die Sternstunde des Tentakelmonsterfilms darstellt, aber an einem straighten Krakenhorrorfilm ist sonst bisher noch jeder Regisseur gescheitert, der sich daran versucht hat. Das mag auch daran liegen, dass es um Einiges komplizierter ist, einen glaubwürdigen Riesenkraken auf die Leinwand zu bringen, als einen Hai oder ein Krokodil. Ist der Krake also so was wie das tierische Äquivalent zu  Thomas Pynchons epischem postmodernen Roman „Die Enden der Parabel“? Ist er unverfilmbar? Mein kleiner Exkurs in den Krakenfilm der letzten 60 Jahre legt das nahe – aber ich bin trotzdem froh, dass es die folgenden Titel in all ihrer Mangelhaftigkeit gibt.

Das Grauen aus der Tiefe (It came from beneath the Sea, Robert Gordon, USA 1955)

Im Pazifik wird ein U-Boot der US-Marine von einem unbekannten Objekt gerammt. Die Gewebeproben, die die Wissenschaftler Dr. John Carter (Donald Curtis) und Dr. Leslie Joyce (Faith Domergue) entnehmen, entpuppen sich als Teile eines offensichtlich durch Nukleartests radioaktiv verseuchten Riesenkraken, der verzweifelt nach Beute sucht. Die verantwortlichen Militärs wollen der Theorie der Wissenschaftler zunächst keinen Glauben schenken – nicht zuletzt, weil eine Frau ihrer Meinung nach nicht ernstzunehmen ist –, doch als sich die rätselhaften Unfälle auf hoher See und an Küsten häufen, es schließlich auch einen Augenzeugenbericht gibt, bleibt ihnen nichts anderes übrig. Gemeinsam mit Commander Pete Mathews (Kenneth Tobey), der Gefallen an der selbstbewussten Leslie gefunden hat, machen sich die Wissenschaftler daran, das Monster zu stoppen. Und das nimmt Kurs auf San Francisco …

Gordons Film ist ein sehr typischer Vertreter des Science-Fiction- und Monsterfilms der Fünfzigerjahre, der vor allem durch die Angst vor der Atombombe und ihren Folgen geprägt war. In allen diesen Filmen rächt sich die Natur für die an ihr begangenen Schandtaten, indem sie meist auf Riesengröße angewachsene Mutationen auf die Menschen loslässt, die nun alle Hände voll zu tun haben, die Geister, die sie gerufen haben, wieder loszuwerden. Zwar werden durchaus leise kritische und auch pessimistische Töne angeschlagen, doch meist ist der Status quo am Ende wieder hergestellt, der Mensch hat sich dann doch als das Maß aller Dinge bewiesen und die Gefahr bannen können. Aus der Art, wie in diesen Filmen Wissenschaft und Technik dargestellt werden, spricht allen Mahnungen zum Trotz vor allem Begeisterung für die eigenen Fähigkeiten: Das lässt sich nicht nur an den umfangreich zum Einsatz kommenden Archivaufnahmen, etwa von Militäraktionen und Waffentechnik, sondern vor allem an den Dialogen ablesen, die vollgestopft sind mit pseudowissenschaftlichem und technokratischem Jargon, der nicht zuletzt der Authentifizierung dient. Der Monsterflick der Fünfziger gibt sich vordergründig als Educational aus, der die Aufgabe verfolgt, den Zuschauern die neuen Wunder  der Wissenschaft näherzubringen und auf zukünftige potenzielle Gefahrenherde aufmerksam zu machen. So wundert es nicht, dass diese Filme oft ziemlich trocken daherkommen. Das gilt auch für DAS GRAUEN AUS DER TIEFE, der bei einer Laufzeit von 75 Minuten gute 30 braucht, bevor der achtarmige Titelheld zum ersten Mal zu bestaunen ist. Die träge Vorbereitung auf diese erste kurze Begegnung besteht aus angeregten Diskussionen im Labor, der verbalen Auseinandersetzung zwischen Militärs und Wissenschaftlern und dem sich anbahnenden Techtelmechtel zwischen der selbstständigen Leslie und dem kernigen Pete, auf den die „starke Frau“ einigen Eindruck macht. Neben Harryhausens wunderbarer Stop-Motion-Krake, die Fischerboote attackiert, an einen felsigen Strand kriecht und zum Finale schließlich die Golden Gate Bridge und den Hafen von San Francisco samt angrenzender Straßenzüge zerstört, ist es dieser präemanzipatorische Unterton, der heute noch aufmerken lässt. Zwar wird auch Leslie im Finale schleunigst in Sicherheit gebracht und letztlich zieht es auch sie in die Arme eines stärkeren Mannes, so wie es nun mal die Bestimmung der Frau ist, doch immerhin wird ihr zugestanden, sich in einer Männerdomäne zu behaupten und über ausgeprägte Fähigkeiten jenseits von Kindererziehung und Hausarbeit zu verfügen.

An den Landungsbrücken raus.

DAS GRAUEN AUS DER TIEFE wird heute gemeinhin als Harryhausen-Film wahrgenommen und vermarktet, was eigentlich alles über den Film aussagt. Ohne dessen mit einem hohen Wiedererkennungswert ausgestatteten Riesenkraken wäre Gordons Film nur einer von unzähligen ähnlich gelagerten jener Zeit. So ist er seiner Zeit ein Stück voraus: Der Krake ist viel besser ins Bild eingebunden als das Monster etwa in THE GIANT GILA MONSTER von 1959 , in dem die Riesenechse von einer ganz gewöhnlichen Echse gespielt wurde, die Modellhäuschen kaputtmachen durfte und sonst nie mit den Schauspielern interagieren konnte, allenfalls in extremen Großaufnahmen ins bestehende Material hineinmontiert wurde. Harryhausens Krake klettert an einem Pfeiler der Golden Gate Bridge hoch, seine Tentakeln tasten die Uferstraßen der Westküstenmetropole ab, hauen dabei flüchtende Passanten platt und durchstoßen Häuserwände. Das ist sehr hübsch anzusehen und begeistert auch heute noch, sofern man sich einen Hauch kindlichen Enthusiasmus bewahrt hat. Schade, dass es in DAS GRAUEN AUS DER TIEFE nicht mehr Krakenaction zu sehen gibt und man sich zu diesen Szenen erst durch einen Berg hausbackener Exposition kämpfen muss. Einzig etwas mehr Charakter hätte dem Polypen gut getan. Aber das liegt wieder in der Natur der Sache: Mitleid mit der Kreatur ist im Monsterfilm der Fünfziger einfach nicht vorgesehen.

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Octaman – Die Bestie aus der Tiefe (Octaman, Harry Essex, Mexiko/USA 1971)

16 Jahre sind seit DAS GRAUEN AUS DER TIEFE vergangen, doch einen Fortschritt kann man in OCTAMAN – DIE BESTIE AUS DER TIEFE beim besten Willen nicht erkennen – weder inhaltlich noch technisch. Eher im Gegenteil. Der Zuschauer dringt bei der Betrachtung in die Tiefen des filmischen Schlocks vor, in dem dumme Ideen, haarsträubend blöde Dialoge, miserable Knallchargen und Menschen in schlecht sitzenden Gummianzügen ein eisernes Regiment führen. OCTAMAN ist ein Klassiker des Baddiefilms (dem via Filmausschnitten u. a. in DIE RABENSCHWARZE NACHT und GREMLINS 2 gehuldigt wird), ein Werk, dem aufgrund seiner mitleiderregenden Defizite ein kleiner Kultstatus zukommt – und weil das Octaman-Gummikostüm auf das Konto des großen Effektzauberers und Oscar-Preisträgers Rick Baker geht, dessen zukünftige Großtaten nach dieser Gurke sicherlich niemand sich vorherzusagen getraut hätte.

Der Wissenschaftler Dr. Richard Smith (im Original „Dr. Rick Torres“) (Kerwin Matthews) und seine Partnerin Susan Lowry (Pier Angeli) untersuchen in Mexiko ein radioaktiv verseuchtes Gewässer, das Auslöser für schwere Erkrankungen in den menschlichen Siedlungen im Umland zu sein scheint. Als einer von Torres‘ Kollegen eine Mutation aus dem Wasser zieht – eine seltsame Krakenform – und dieser sie für weitere Experimente zu einem seiner Kollegen bringt, erregt er damit den Zorn des Octaman, einer Kreuzung aus Krake und Mensch, die den Frevlern fortan nachstellt und nicht zu stoppen ist. Um das Biest einzufangen, sichert sich Torres schließlich die Dienste eines dubiosen Geschäftemachers/Jägers, der den Krakenmann schon als Attraktion seiner nächsten Show sieht.

Inhaltlich steht OCTAMAN voll in der Tradition der oben beschriebenen Monsterfilme der Fünfziger, doch vollbringt er das Kunststück, in seinen pseudowissenschaftlichen Erklärungen – etwa in dem tolldreisten, mit Archivmaterial angereicherten Prolog – noch naiver und einfältiger zu sein als diese. Das Wissen um die Tatsache, dass Radioaktivität schlimm Aua macht, nehmen die „Wissenschaftler“ des Films zum Anlass, wüst ins Blaue hinein zu spekulieren und sich dabei um Kopf und Kragen zu reden. Der eigentliche Star des Films ist also mitnichten der traurig umherwatschelnde Krakenmann, der noch dazu mit einer bestimmt schmerzhaften Maulsperre und asthmatischem Keuchhusten gestraft ist und seine Arme gerade hoch genug bekommt, um seinen Opfern damit höchst unelegant vor die Mappe zu hauen: Es sind die unfassbaren Weisheiten, die die Protagonisten in einem Fort raushauen, und damit die Frage aufwerfen, wer da eigentlich die Mutanten sind. Da werden die Bewohner der Region, in der Smith seine Untersuchungen vornimmt, von ihm als „Eingeborene“ bezeichnet, die sich, „wie wir festgestellt haben“, überwiegend von Fisch ernähren, der radioaktiv verseucht ist. Als ein Assistent Smith zwei DIN-A-5-Blätter hinhält, gehen mit dem Wissenschaftler sämtliche Gäule durch: „Verdammt nochmal, ich weiß nicht, wie wir diesen Menschen helfen sollen, das vorliegende Ergebnis bedeutet ihren Tod!“ Der Assistent, ganz Empiriker, bietet ruhig an, die Ergebnisse noch einmal zu überprüfen. Smith willigt ein, ist in Gedanken aber schon weg, wahrscheinlich bei glamouröseren Aufgaben als dem Stochern in trüben mexikanischen Tümpeln. Auch als die schöne Susan auf einer Umstellung der Ernährung als mögliches Heilmittel insistiert, bleibt Smith bei seiner Meinung: „Das hat keinen Sinn mehr. Sie werden langsam, aber sicher sterben. Wir können nichts mehr für sie tun. Ich bin dafür, dass wir morgen abreisen.“ Ein Mann der Tat, in der Tat.

Octaman im Burning Ring of Fire

Zum Glück kommt Smith‘ Kollege mit einem kleinen Container vorbei und beweist, dass er ein Verfechter der kühlen Ratio ist: „Was würdet ihr sagen, wenn ich den Teufel hier drin hätte?“ Es ist zwar nur ein kleiner Tintenfisch aus Gummi, aber der veranlasst alle sofort dazu, insgeheim vom Nobelpreis zu träumen. Als erstes sucht Smith also einen befreundeten Meeresbiologen und Fischforscher auf, der glücklicherweise gleich nebenan wohnt. Es wird geduzt, was das Zeug hält: „Susan lässt sich entschuldigen, sie wollte als erstes zum Friseur.“ – „Sie ist eben in erster Linie eine Frau.“ – „Sie ist aber auch eine hervorragende Wissenschaftlerin.“ – „Sie sind eben ein Glückspilz, Rick!“ Als das geklärt ist, präsentiert Smith den Tintenfisch: „Er ist tot, das ist ärgerlich.“ Zwar muss er gestehen, dass er nichts über das Leben des Tieres in Erfahrung bringen konnte, während alle wie wild an dem armen Tierchen herumporkeln, „aber eine vorläufige Untersuchung hat ergeben, dass die Zellzusammensetzung ähnlich der menschlichen konstruiert ist, und das finde ich, ist eine wissenschaftliche Sensation!“ Das Rick (sprich: „Rrikk“) über einen Doktortitel verfügt, aber auch. Seine ganze Inkompetenz kulminiert in folgendem Satz: „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine achtarmige Krake aus dem Meer kommt, nur um Menschen zu töten.“ Aber was soll man auch von einem Forscher halten, der einen dubiosen Geschäftemacher engagiert, den die Wissenschaft laut eigenem Bekunden „einen Scheiß“ interessiert, und ihn damit ködert, den Octaman nach getaner Forschungsarbeit in seiner komischen Zirkusshow zu verheizen? Der Feingeist unter den Scientifikologen ist eindeutig der bepfeifte Kollege, der gern vom Universum schwafelt und es auch als einziger blickt, dass es Octaman um die schöne Susan (sprich: „Susen“) geht: „Kennen Sie die Geschichte ,La Belle et la Bête‘? Das war ein Märchen, doch wir haben es hier mit einem gefährlichen Oktamann zu tun!“ Der unterbricht die weiteren Ausführungen des Philosophen auch sogleich, lässt dann zunächst ohne erkennbaren Grund von den beiden ab und stapft in den Busch. „Sie hat ihn hypnotisiert!“ Na klar.

Dass der Octaman gefährlich ist, geht aus Essex‘ Film allerdings nicht so recht hervor, auch wenn er ein paar übel zugerichtete Leichen zurücklässt. Eher legt er nahe, dass Wissenschaftler auch gegen eine von Parodontose geplagte Landschildkröte noch den Kürzeren zögen, wenn sie denn von einer solchen attackiert würden. Den Kampf zwischen dem aufrecht gehenden Krakenmann, der ein bisschen wie ein dick geäderter Penis mit Tentakeln und Blasmaul aussieht, und den bedeutungsschwangeren, aber in höchstem Maße bedenklichen Unfug von sich gebenden Forschern kann man also kaum anders als mit der Phrase „Not gegen Elend“ zusammenfassen. Und so ist es nur folgerichtig, dass der megaspannende Showdown des Films beide Parteien beim endlosen Herumstaksen im Dunkeln zeigt, bevor die tapferen Helden die traurige Kreatur hinterrücks erschießen. Ist OCTAMAN etwa doch eine Meditation über die Verlorenheit des Menschen im Universum und die Absurdität seiner Existenz? Ich behaupte: Ja.

A Face only a Mother could love.

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Der Polyp (Tentacoli, Ovidio G. Assonitis, Italien/USA 1977)

Nach dem OCTAMAN war Krakenhorror eigentlich an seinem logischen Ende angekommen. Doch Assonitis wusste es nicht besser. Er war, das muss man ihm zugute halten, nicht der einzige. Die Siebzigerjahre waren eine merkwürdige Zeit für Filme, vor allem in den USA: Aus Hollywood kamen gleichzeitig sowohl einige der großartigsten als auch der miesesten Filme, die die größte Filmindustrie der Welt bis zum heutigen Tag produziert hat. Während sich die Protagonisten des New Hollywood vom antiquierten Erzähl- und Monumentalkino lösten und sich, von der Nouvelle Vague beeinflusst, echten Menschen mit echten Problemen zuwandten, segneten die sturen, vergreisten Betonköpfe in den Studios nebenbei megalomanisch-melodramatischen Sondermüll ab. Mag sein, dass der in den Siebzigerjahren reüssierende  Katastrophenfilm (sic!) in den Jahrzehnten zuvor technisch nicht möglich gewesen war, aber die Kluft zwischen einem Film wie EIN MANN SUCHT SICH SELBST (Five Easy Pieces, Bob Rafelson, USA 1970) und POSEIDON INFERNO (The Poseidon Adventure, Ronald Neame, USA 1972) könnte kaum größer sein. Die Versöhnung zwischen dem neuen, aufregenden, mutigen Kino und dem großbudgetierten, massentauglichen Eventfilm, wie er heute den Maßstab darstellt, gelang schließlich Steven Spielberg mit DER WEISSE HAI, der unzählige Nachahmer fand. Einer davon ist Assonitis‘ DER POLYP, der in der Tradition solchen überkommenen Hochglanzschrotts wie DER TÖDLICHE SCHWARM (The Swarm, Irwin Allen, USA 1978), KING KONG (John Guillermin, USA 1976) oder ERDBEBEN (Earthquake!, Mark Robson, USA 1974) steht – allerdings ohne  auch  nur annähernd deren Schauwerte aufzubieten. Ein Film, den man wirklich gesehen haben muss, um es zu glauben.

Aus dem Meer vor dem US-amerikanische Badeörtchen Solana Beach werden mehrere schlimm zugerichtete Leichen gezogen. Sheriff Robards (Claude Akins) und der Journalist Ned Turner (John Huston) vermuten, dass die Opfer der Maschinerie einer Baufirma zum Opfer gefallen sind, die einen Tunnel unter dem Strand baut. Es ist der Meeresbiologe und Killerwal-Trainer Will Gleason (Bo Hopkins), der die wahre Ursache hinter den Toden entdeckt: Offensichtlich hat der Baulärm einen Riesenkraken geweckt, der nun entgegen seinen natürlichen Neigungen Jagd auf alles macht, was da im Wasser plantscht. Und zu allem Übel findet just in diesem Moment eine große Regatta statt, an der auch der Sohn von Neds Schwester Tillie (Shelley Winters) teilnimmt …

Shelley Winters und John Huston in: Slumming.

Grundsätzlich spricht ja nichts gegen ein Rip-off, wenn es denn gut gemacht ist – wobei „gut“ in diesem speziellen Fall natürlich ein besonders dehnbarer Begriff ist. Nicht jeder Regisseur, der sich an Spielbergs Klassiker vergriff, verfügte über dessen außergewöhnliche Begabung, wusste diesen Mangel aber vielleicht durch erhöhte Einsatzbereitschaft wettzumachen. Assonitis, dem mit dem in Deutschland beschlagnahmten MADHOUSE – PARTY DES SCHRECKENS (There was a little Girl, Italien 1981) immerhin ein sehr spannender, visuell herausragender Slasher gelang, kann man im Fall von DER POLYP aber nur mit viel Wohlwollen gerade noch kaufmännisches Geschick nachsagen (er sah sich nach eigenem Bekunden eher als Produzent): Wie er Hollywood-Legenden wie Henry Fonda, John Huston und Shelley Winters davon überzeugte, sich für dieses Schnarchfest herzugeben, ist sicher nicht allein auf deren vom Alter beeinträchtigtes Urteilsvermögen zurückzuführen, das sie in den Siebzigerjahren mehrfach unter Beweis stellten (Fonda spielte ja auch im bereits genannten DER TÖDLICHE SCHWARM mit). Selbst diese hochkarätige Besetzung, zu der sich dann noch solche B-Movie-Heroen wie Bo Hopkins und Claude Akins gesellen, kann aber nicht davon ablenken, dass DER POLYP ein großes Nichts ist, ein aufgeblasener Popanz von einem Film, und nicht einmal im Geringsten daran interessiert, Kapital aus seiner Prämisse zu schlagen: Die Verheißungen des Titels müssen reichen.

Der Krake ist im ganzen Film vielleicht zwei Minuten lang im Bild und, mein Gott, sind das ernüchternde zwei Minuten. Assonitis verwendet meist schnöde Aufnahmen eines gewöhnlichen Aquariumskraken, die er dann entweder per Rückprojektion im Großformat oder als schicke Silhouette kombiniert mit Modellschiffchen ins Bild wirft. Erst gegen Ende kommt mal ein Modell zum Einsatz, doch auch das besteht nur aus einem recht unspektakulären Schädel, der aus dem Wasser guckt. Tentakelaction? Fehlanzeige. Ähnlich fadenscheinig geht es im Showdown zu, in dem Gleason seine trainierten Killerwale auf das Monster loslässt. In dem folgenden von pathetischem Tamtam unterlegten Schnittgewitter, das den Dreikampf der Giganten zeigt, erkennt man kaum etwas und wenn doch, sieht es verdächtig nach zwei Handpuppen aus, die nach besagtem Aquariumskraken schnappen. All das ist so banane, dass das „nervenzerfetzende“ Centerpiece des Films, die Regatta, zur totalen Lachnummer gerät: Volle Karacho rast da die oben erwähnte Krakenbirne durchs Wasser, zeigen Reaction shots angstverzerrte Gesichter schreiender Kinder und panischer Eltern – und sonst nüschte. Am Schluss gibt es eine Luftaufnahme von den verheerenden Folgen der Attacke, die Assonitis dem zahlenden Kunden leider vorenthalten hat: Da liegen an die 50 Segelbötchen umgekippt im Wasser und man fragt sich, wie das Biest das in dieser kurzen Zeit geschafft haben soll. Und warum dieses Spektakel offscreen stattgefunden hat.

Auf dem Foto sieht es deutlich besser aus als im Film.

In all den kostbaren Minuten, in denen man eigentlich gern einem Kraken auf Beutejagd zugesehen hätte, sieht man stattdessen: John Huston im Nachthemd (!) und eine dickleibige Shelley Winters, die über ihr blühendes Sexleben schwadroniert, am frühen Morgen Bloody Mary säuft und ein armes Kind an ihren wogenden Busen drückt, das ihr Sohn sein soll, obwohl es doch eher als ihr Enkelkind durchgeht. Henry Fonda an einem Tisch und zweimal am Telefon. John Huston am Telefon, mit Zigarre, Unsinn faselnd. Unwichtige Randpersonen, die sich in endlosen Subplots an für die Geschichte des Films völlig bedeutungslosen Tätigkeiten versuchen. Shelley Winters mit Matrosenhütchen. Bo Hopkins, der seine Frau an den Kraken verliert, aber nie so viel Emotionen aufbringt, wie in jener Szene, in der er verzückt dem Gesang seiner Wale „Sommer“ und „Winter“ lauscht („Wir haben uns im Sommer verlobt und im Winter haben wir geheiratet.“) und ihnen ihre Zuneigung gesteht (sie soll wohl an die berühmte ISS-Indianapolis-Sequenz aus DER WEISSE HAI erinnern). Und Claude Akins, der einfach nur da ist. Aufnahmen von Walen im Meer, das tatsächlich ein Schwimmbecken ist. Und wenn es dann doch mal eine Krakenattacke gibt, hat sich das Monster vorher offensichtlich unsichtbar gemacht.

Zwei gute Szenen hat DER POLYP, die andeuten, dass das Vermögen einen spannenden Film zu machen, durchaus vorhanden gewesen wäre, wenn im Vordergrund des Unterfangens nicht lediglich der schnelle, leichte Reibach gestanden hätte (der Assonitis verdientermaßen versagt blieb). Die erste kommt gemeinerweise gleich zu Beginn und führt den Zuschauer ob des zu Erwartenden gemein in die Irre: Eine Mutter sitzt mit ihrem Baby an der Hafenmole und lässt es dort kurz allein in seinem Stühlchen, um mit einer Freundin zu sprechen, die gerade an der Uferstraße anhält. Man sieht die beiden Frauen im Vordergrund, im Hintergrund, im Rücken der Mutter, das Baby am Wasser. Die Kamera zoomt kaum merklich über die Schulter der Freundin an das Baby, wir ahnen, was passieren wird. Die Spannung steigt ebenso langsam und unaufhaltsam an wie die Musik. Dann fährt ein Schulbus durchs Bild und versperrt kurz den Blick auf das Baby, das natürlich verschwunden ist, als der Bus das Bild passiert hat. Nur noch der umgefallene Stuhl liegt da. Nur noch eine weitere Szene läst sich als ähnlich effektiv bezeichnen: Nachdem der Krake zwei Schwimmer gefressen hat, umkreist er ein kleines Boot, auf dem eine Bekannte der Opfer sich sonnt. Sie hält Ausschau nach den verschwundenen Freunden, sieht aber nur zwei kopfüber aus dem Wasser ragende, leblose Beine, die offensichtlich von etwas, das sich unter der Wasseroberfläche befindet, gezogen werden. Die Szene ist alles andere als spektakulär, aber schön bizarr und irgendwie abseitig, weil sie von der Vorstellung des Zuschauers darüber, was da Gruseliges unter der Wasseroberfläche passieren mag, getragen wird. Anders als der Rest von DER POLYP, der – mit Ausnahme des tollen Scores von Stelvio Cipriani – einfach nur eine strunzlangweilige Verschwendung von Talent und Rohstoffen ist. Ein Film, der tatsächlich genau so scheiße ist, wie es alle Reviews verheißen.

Der aufregendste Effekt aus DER POLYP.

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Aus Gründen der Übersichtlichkeit, gibt es die Trailer zu allen besprochenen Filmen auf einer extra Seite zu sehen > Trailershow zu diesem Artikel


Um das bisher Gesehene (bzw. Gelesene) verarbeiten zu können, verordne ich mir und meinen Lesern eine kurze Zwangspause. Für den in Bälde erscheinenden zweiten Teil meines Krakenmonsterartikels mache ich einen großen Sprung in die Neunzigerjahre und die jüngste Krakenfilm-Vergangenheit, verspreche ein einsames Highlight und weitere Tiefpunkte, viele  Tentakeln – mal aus Gummi, mal aus bunten Pixeln – und Lorenzo Lamas. Stay tuned.

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Lebt in Düsseldorf, schaut Filme und schreibt drüber.

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2 Kommentare zu "Angriff der Monsterkraken – Teil 1"

  1. Schlombie 27. Juni 2012 um 00:19 Uhr · Antworten

    Mir ist zwar klar, dass Du hier die populäreren Riesenkraken-Beiträge besprichst, dennoch möchte ich Dich mal auf den nicht in Deutschland erschienenden „Monster From The Ocean Floor“ aus dem Jahr 1954 aufmerksam machen, der, wenn man genug Geduld bis zum Schluss besitzt, nicht nur mit echten Tieraufnahmen trickst, sondern später auch mit einer putzigen handgearbeiteten Riesenkrake, die wohl in der Filmgeschichte der einzige Riesenkraken mit nur einem (mittigen) Auge sein dürfte: http://www.ofdb.de/film/47204,Monster-from-the-Ocean-Floor

    Ansonsten: Schöner Text, wie immer halt! Weiter so! :)

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