Gaudi in der Lederhose

Von  //  5. August 2012  //  Tagged: , , , ,  //  6 Kommentare

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Trachtensex, das ist für mich das schlimmste Genre, aber ich hab mir Enz nun mal zur Aufgabe gemacht. Mit Gummistiefeln und langen Haushaltshandschuhen bin ich in seinen für mich bisher schlimmsten Film gestiegen. „Im Seichten kann man nicht ertrinken“, sagt man. Aber man kann auch anders in Gewässern zu Tode kommen.

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Ein Berliner Pärchen kommt nach Bayern. Ihr, Trudchen – einer überproportionierten Frau im Stil mancher Fellinifilme – ist vom Drehbuch wie eine Wurst der Dauerwitz angehängt, dass sie sich gewählt ausdrücken möchte, sich dabei aber ständig vergreift und auch die Korrekturen durch ihren Verlobten eigensinnig falsch versteht. Auf meinem Screenshot links unten steht sie am Bahnhof, isst obszön ihre Wurst und wird gleich abgeholt vom Knecht, der sie bizarrerweise treudumm fragen wird, ob sie der angekündigte Onkel Fritz sei – wie seltsam; auf einmal funkt hier der Geist von Achternbusch/Karl Valentin herein. Auch die Szene in der Mitte oben meine ich so ähnlich schon in einem völlig anderen Film gesehen zu haben. Knecht, Trudchen und ihr Verlobter Fritz werden bald zum Bauernhof von Fritz‘ Nichte fahren. Zuerst aber schaut sich unser qualvoll geiles Trio infernal in München um. So landen sie in einem Etablissemang.

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Eine sehr triste Stripteasetänzerin begibt sich zu den dreien. Handkreisend beleuchtet sie mit einer Taschenlampe ihre Brüste. Trudchens Hand ertastet den vom Trachtenanzug überdeckten Schwanz des Knechts. Er reagiert perplex. In seinem Wunsch, der Zuschauer möge sich in ihm erkennen und über sich lachen, hängt der Film unentwegt Versuche, Schenkelklopfer zu erzeugen, zu einer langen, schlaffen Kette aneinander. Aber er weiß noch weniger über uns als wir.

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Auf dem Bauernhof regiert die eigenartig rund, glatt und kompakt gebaute Bäuerin. Das Witzige ist, dass überall in den Szenerien Hühnereier versteckt sind.

Auch die Bäuerin ist geil. Schon ein Hörnchen im Brotkorb bringt sie auf Gedanken. „So ein Brot ist ne richtige Wohltat“, sagt sie und watschelt genießerisch mit dem Hörnchen in sich in die Stube, wo es ihr runter fällt. „Jetzt weiß ich endlich, wo bei euch auf dem Land die länglichen Semmeln herkommen“, scherzt schlagfertig ihr Onkel aus Berlin.

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Links ein besonders schöner Screenshot. Wenn ich die Bilder, die ich von Enz’ Filmen gemacht habe, im Nachhinein betrachte, fällt mir immer auf, dass sie starr oft vielversprechender wirken als bewegt; ich beginne den Film manchmal erst dann zu mögen. Irgendwie. Wie auch in „Waidmannsheil im Spitzenhöschen“, spielen Sexheftchen eine prominente Rolle. Das war Zeitgeist; sie lagen in den Siebziger Jahren überall herum, besonders in den Wäldchen, wo wir spielten. Oder unsere Nachbarn verbrannten sie so nachlässig an der Feuerstelle unter den Bäumen, dass Fetzchen für uns Kinder übrig blieben. Angst, auf einem Kuhfladen auszurutschen, hatten wir auch.

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Die Atmosphäre ist erstickend, ein ungeklärter, Blasen werfender Schlamm. Uff, die Räume sind so muffig. Du riechst den Schimmel. Das Licht, so braun und düster. Die fadendünnen Teppichbrücken liegen unordentlich. Innerlich arme Leute haben und wurden hier gefilmt. Der Film offenbart, wie schlimm sich ein normales Menschsein anfühlen kann, viel schlimmer als ich mir das vorzustellen gewöhnt bin.
In der Mitte ein Moment aus einem lustig gemeinten, langen, stummen Türen-auf-Türen-zu im Flur, an dessen einem Ende die Kamera verlassen steht und starrt. Die Szene zeigt, wie sich jeder heimlich in das Zimmer des anderen stiehlt. Schiffe, die sich nachts begegnen. Fast abstrakt.
Dann das ungelenke Krabbeln über Billigmobiliar zur Frau. „Ah, du gehst aber ran“, sagt sie tonlos und in unfreiwillig purem Hohn. Ihr simulierter Sex ächzt aus allen Löchern von falschen Uhs und Ahs. Die gezwungene Künstlichkeit nachgestellter Gefühlsäußerungen in ALPEN, dem neuen griechischen Film, ist nichts dagegen.

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„Wasti, du bist a Sau!“ – „Selber Sau! Buh!“ Es geht drunter und drüber. Nur der Knecht geht leer aus, obwohl er quengelt, weil er auch mitmachen will.

Gaudi in der Lederhose Gebet 1Gaudi in der Lederhose SuppeGaudi in der Lederhose Suppe 2

Man mag sich nicht vorstellen, mit ihnen zu essen. Die abgelaufene, aus feuchtem Pulver erstellte Tütensuppe, die sie beim abschließenden Abendmahl nach einem ungeschickten Beten lang und wortlos schlürfen, ist die Essenz aus allem, was in diesem Film geschehen ist und nie hätte geschehen dürfen.

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BRD 1977, Regie: Jürgen Enz


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Über den Autor

Silvia Szymanski, geb. 1958 in Merkstein, war Sängerin/Songwriterin der Band "The Me-Janes" und veröffentlichte 1997 ihren Debutroman "Chemische Reinigung". Weitere Romane, Storys und Artikel folgten.

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6 Kommentare zu "Gaudi in der Lederhose"

  1. Christian Schulze 5. Januar 2014 um 13:36 Uhr · Antworten

    Was für ein grandioser Text! Den kannte ich noch gar nicht.

  2. Oliver 8. August 2012 um 00:39 Uhr · Antworten

    Oh Gott… die finalen Screenshots… ach, das sieht ja aus wie das letzte Abendmahl im Fegefeuer. Werde ich sicher von träumen. :(

  3. Silvia Szymanski 7. August 2012 um 19:45 Uhr · Antworten

    Marco sagte mir gestern, dass er den SEXBARON VON ST. PAULI hat und ihn mir geben kann. Und dass ich mir sowieso vorerst keine Sorgen machen müsse; Nachschub sei noch reichlich da. Ich habe auch schon einen Hardcoreporno von Enz in meinem Zimmer, NACKT UND KESS AM KÖNIGSSEE, der interessant und seltsam zu sein scheint, nicht so schlimm, nicht wie GAUDI. Viel Arbeit ist zu tun. Ich spiele, das wär eine Mischung aus diesen Zauberfluch-Aufgaben in Grimm’s Märchen und wichtiger Weltrettung, genau :-) Dann muss man sich auch nicht mehr schämen. Man hat eine Mission.

  4. vannorden 7. August 2012 um 18:24 Uhr · Antworten

    Ich hoffe zumindest für mich, dass dir die Enz-Filme nicht ausgehen, damit ich dann wieder sowas lesen kann. Das ist sicherlich nicht nett, jemanden das ständige Anschauen von Enz Filmen zu wünschen, aber vll bist du einfach wie der Dark Knight und musst dich für uns opfern :D

  5. Eckhard Heck 6. August 2012 um 21:11 Uhr · Antworten

    „[…] im Nachhinein betrachte, fällt mir immer auf, dass sie starr oft vielversprechender wirken als bewegt […]“ Wie wahr, wie wahr (schuld sind meines Erachtes nach übrigens hauptsächlich die Dialoge!). Aber auch tröstlich. Denn nach dem inneren Reset – der nach dem Anschauen der bewegten Variante unbedingt zu empfehlen ist – klingen doch selbst Titel wie „Gaudi in der Lederhose“, „Her mit den kleinen Schwedinnen“ et al, gleich wieder so verheißungsvoll und exotisch wie zuvor. Der totale Triumph der Fantasie.

  6. Christoph 5. August 2012 um 23:23 Uhr · Antworten

    Das klingt wahrlich so, als hättest du den tiefsten, kältesten und abscheulichsten Winkel des Enz-Infernos gefunden. Ihr, die ihr hier eintrete, begrabt jede Hoffnung. Ich bin nun fast wieder ein wenig neugierig und schäme mich ein wenig. Aber nur ein wenig.

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