Planet des Grauens

Von  //  14. Dezember 2012  //  Tagged: , , , , , ,  //  5 Kommentare

Von links nach rechts: Wasserkopf, General, Zombie-Täubchen und Jutta aus Aachen.

Immer wieder verschwinden Raumschiffe auf dem Weg nach Terra 2, und immer in der Nähe vom Planeten Grauentus, der als unbewohnt gilt. Das stimmt nicht so ganz, wie der Zuschauer bald herausfindet, denn dort ist ein Außerirdischer mit einem Wasserkopf gestrandet, der gerne Raumschiffe mit seinem „Eliminator“ abknallt und die separat heruntergebeamte Besatzung an die ausschließlich aus Zombies bestehende Bevölkerung des Planeten verfüttert. In der Weltraumzentrale in Aachen weiß man von all dem nichts, möchte aber den Grund für die verschwundenen Raumschiffe herausfinden und beginnt, ein Team für eine Expedition auszubilden. In dieses Team schmuggelt sich die Journalistin Jutta, die aber eigentlich nur nach Terra 2 möchte, um sich mit ihrem dort stationierten Ex-Freund Norman zu versöhnen…

Man kann als Rentner ja verschiedene Hobbies haben: Briefmarken bunkern, Brieftauben befördern, Bäume beschneiden, Bushaltestellen beobachten…Bruno Sukrow hat sich für das Filmemachen entschieden, und das ist gut so. Mit 82 begann der ehemalige Maschinenschlosser, animierte Filme am Computer zu erstellen, Planet des Grauens ist nach Die Formel Aestus, Endzeit und Saturnus bereits sein vierter Science-Fiction-Film und der erste, der eine nahezu abendfüllende Länge von 72 Minuten erreicht. Mag die Künstlichkeit der gewählten Second Life-Figuren und Hintergründe zunächst noch befremden, bekommen sie durch die Stimme des Regisseurs, der fast alle Rollen selbst spricht (bei diesem Werk halfen auch mal Sohn und Schwiegertochter (unsere Frau Suk!) aus) mehr als ausreichend Charakter verpasst. Heraus kommt eine umwerfend charmante und eigenwillige Mischung, die in Sachen Handlung und Dialoge deutlich von Pulp-Literatur der guten alten Schule geprägt ist und unglaublich viel Spaß macht. Herr Sukrow braucht sich freilich weder um Produzenten, Studiobosse, Zielgruppenanalysen oder sonstiges Sorgen zu machen, sondern zieht einfach sein eigenes Ding durch, zu dessen Premiere dann meist die ganze Verwandschaft zum Kaffee ins L__rzeichen geladen wird. Auch eine Art von alternativer Vertriebsmöglichkeit! Und er wird immer besser: Konnten die 30 Minuten von Saturnus schon für höchstes Erstaunen sorgen, so hat auch Planet des Grauens mit seiner längeren Laufzeit keinerlei Leerlauf aufzuweisen: Es gibt eine komplexere Erzählstruktur mit mehreren Handlungssträngen, zusätzlich zu den „virtuellen“ Hintergründen auch fotorealistische Impressionen aus dem jetzigen Wohnort des eigentlich aus Berlin stammenden Regisseurs, sowie eine schlichtweg sprachlos machende Schlußpointe. Es wird ja immer wieder über den Mangel an Ideen vor allem auch im deutschen Kino geklagt: Vielleicht wird einfach nur in der falschen Altersgruppe gesucht.

Deutschland 2012, Regie: Bruno Sukrow


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Über den Autor

Alex Klotz ist ein Zelluloid atmendes Wesen und betreibt den Blog hypnosemaschinen. Alex Klotz hat nie als Tellerwäscher, Aushilfsfahrer oder Kartenabreisser gearbeitet und gedenkt das auch in Zukunft nicht zu tun.

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5 Kommentare zu "Planet des Grauens"

  1. CinemaniAC 18. Februar 2013 um 00:26 Uhr · Antworten

    In „Saturnus“ & „Planet…“ (ich sah beide heute gemeinsam) sind so viel gute Details… jetzt wird Appetit geweckt: … also dass der Käptn eines Raumschiffes mal eine Käptn-Uniform anhatte, hatte auch was; ein Zombie-Abendessen-Wort wie „Arschbackensteak“ muss genau so erst mal erfunden werden wie die Drohung, jemanden im „Ersatzteillager“ einzuschliessen; lange nicht mehr so eine vernichtende Aussage über ein A-L-I-E-N (so auszusprechen) gehört wie „Mit so einem Klugscheißer will ich nicht auf derselben Etage wohnen“; die „Halbtoten“ Toni und Josef die ganz à la Beckett den Höhleneingang zu Cora mit „K“ wie Klavierspielerin 20 Jahe lang bewachschützen; (fast zivile) Zombies an der Feuerstelle beim Kochen (wahnsinn!); gemeinsames Wippen als romantische happy end-nahe Zweier-Freizeitgestaltung werten das (wie auch die „Hollywood-Schaukel“ei) fast olympisch auf; Monika im Hosenanzug & hohen Hacken, die dem Funker ein Bier bringt – ihn aber aushorchen will; der kumpelhafte antimilitärische Umgangston eh da an Bord der Raumkreuzer; die absolut hammerharte Szene in der Audrey Hepburn als Postergirl der jungen Lady in feinster schwarzer „Bekleidung“ auf dem Bett liegend zusieht *wow*; der Schlussgag im Klinikum,den ich auch unter Folter nicht verraten werde; die knalleffektvolle Zerstörung der Raumschiffe *zuck*; dazu eine nette Theorieerfindung, wie man ohne Belästigung anderer Musik wahnehmen kann… also die Filme sprudelten aus sich heraus und erfinden sich selber bzw. die Genres SF / Horror mit neuen Zusatzteilen neu… da bleibt viel haften zwischen dem Lachen! Und für Lokalschauplätze wie Aachen & Karlsthron (Öko-Vergleich Zahnarztstuhl – !!!) , Elisenbrunnen etc. gibt es eh BONUS! das waren nur ein paar Beispiele… zuviel habe ich nicht verraten… den Spass AM MACHEN – dabei zusehen – ein Genuß – und die Zeit fliegt unterhaltsam dahin! Freue mich sehr auf neue Werke !

  2. Frau Suk 15. Dezember 2012 um 12:38 Uhr · Antworten

    Och, so zurückgezogen ist mein Schwiegervater gar nicht. Er scheut sich nur ein wenig vor Interviews. Eigentlich freut es ihn, wenn Leute seine Filme sehen wollen. Wir können auf Anfrage sicher eine Privatvorführung im L__rzeichen arrangieren. Der Haken: Interessenten müssten sich nach Aachen bewegen. Die Filme sollen nämlich nicht unkontrolliert in der Weltgeschichte herumgeistern.

  3. Silvia Szymanski 15. Dezember 2012 um 11:40 Uhr · Antworten

    So viel ich hörte, ist der Regisseur ein scheuer Mensch, dem es nicht wichtig ist, dass außer seiner Verwandtschaft jemand seine Filme sieht. Und Robert und Bianca – Sohn und Schwiegertochter – versuchen, darauf Rücksicht zu nehmen und wollen ihn nicht so ans Licht der Öffentlichkeit zerren. Hm. Das ist auch für mich sehr schade. Ich hab auch nur damals SATURNUS sehen können, vor einem Jahr, zusammen mit Christoph und den Hard Sensations Leuten.

  4. Christoph 15. Dezember 2012 um 04:34 Uhr · Antworten

    Mir bricht langsam der kalte Vorfreude-Schweiß und unstillbarer Neugierde-Hunger aus. Ich muss diesen Film um jeden Preis sehen. Lieber gestern als morgen.

  5. Manfred Polak 15. Dezember 2012 um 00:12 Uhr · Antworten

    Bekommt man denn die Filme außer bei solchen Privatvorstellungen mit Verwandtschaft irgendwie zu sehen?

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